Mit seinem zweiten Album „P'dice“ macht Paul Cusick da weiter, wo er
mit „Focal Point“ aufgehört hat. Perfekt gespielter, atmosphärischer,
melodischer, packender New Artrock, der sich geschickt alle
Möglichkeiten zu nutze macht, die moderne Studiotechnik so bieten.
Cusick spielt wieder so ziemlich alles selbst und singt. Am Schlagzeug
hat er diesmal mit Gavin Harrison und Marco Minnemann Hochkaräter am
Start, die das musikalische Erscheinungsbild nochmals aufwerten. Vor
allem Minnemann glänzt mit souveränen Beiträgen. Auf einem Track ist mit
Sammi Lee eine starke Gastsängerin mit dabei.
Cusick ergeht sich in elegischen Gitarrenparts, die David Gilmour
nicht besser hinbekommen hätte, und gefühlvollen Soli, die Rothery
aufhorchen lassen dürften. Die Gitarre ist halt immer noch seine liebste
Spielwiese, aber die Tastenklänge sind geschmackvoll und das Bassspiel
songdienlich und ausreichend druckvoll. Gerade beim Opener und später
bei „You Know“ überrascht Cusick mit – für seine Verhältnisse – heftigen
Ausbrüchen. Dabei klingt „Everything“, auch wegen des leicht verzerrten
Gesangs, wie eine Kreuzung aus Brit-Pop und Rock'n'Roll, während „You
Know“ eher in die Richtung Porcupine Tree ausschlägt. Das über
11minütige „Borderlines“ klingt wie Pink Floyd in ihren besten 70er
Jahre-Tagen und lässt sich viel Zeit mit gelungenem Stimmungs- und
Spannungsaufbau.
Auch inhaltlich ist „P'dice“ durchaus anspruchsvoll. „P'dice“ ist
eine Abkürzung für 'prejudice', also 'Vorurteil'. Und so geht es um die
eigenen Befindlichkeiten, die Schwierigkeiten mit Vorurteilen,
Ungerechtigkeiten und recht intelligenter Religionskritik (das gelingt
ja bei weitem nicht jedem so subtil).
Ein rundum gelungener Zweitling also, mit dem Paul Cusick seinen Stil
verfeinert und noch edler präsentiert. Der einzige Mecker ist, dass das
Album nach „You Know“ in eine ruhige, sehr ruhige Schiene einschwenkt.
So sind die Songs zwar nicht schlechter, aber doch eben etwas zu ruhig
geraten, auch wenn eine Nummer wie "Hindsight" förmlich vor
Emotionalität platzt. Erst der Einsatz von besagter Sammi Lee lockert
die beginnende Lethargie ordentlich auf. Wem „Focal Point“ schon
gefallen hat, der dürfte auch „P'dice“ genießen, alle anderen sollten
dem Album eine Chance geben, wenn man dem Genre nicht völlig abhold ist.
Gutes Album.
by Thomas Kohlruß
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